Wording im Projekt eye_land

Unsere Haltung zu bestimmten sprachlichen Ausdrucksweisen

Als Macherinnen und Macher von eye_land setzen wir uns auch damit auseinander, wie wir mit Sprache umgehen. Das hat einen einfachen Grund: Wir schreiben über Menschen und arbeiten mit ihren Bildern. Jeder einzelnen Person und Geschichte möchten wir Respekt entgegenbringen. Und: wir möchten nicht verallgemeinern oder gar diskriminieren.

Begriffe, die im Alltag benutzt werden, transportieren mehr, als oftmals auf den ersten Blick erkennbar ist: historische Ereignisse, politische Einstellungen, Normen und Werte, Vorurteile und Stereotype, subjektive Erinnerungen...

Deshalb halten wir es für wichtig, mit der Sprache bei eye_land verantwortungsvoll umzugehen. Im Folgenden möchten wir deutlich machen, um welche Begriffe es uns dabei vor allem geht. Und ihr könnt sehen, dass sich die Verwendung von Sprache im Laufe der Zeit verändert. – Wir alle lernen ständig dazu.

Um welche Begriffe geht es?
Der Begriff „Flüchtling“ hat eine lange Tradition in der Bundesrepublik. In den 1990er Jahren hat er den Begriff des „Asylanten“ aus dem Sprachgebrauch verdrängt. Zahlreiche Menschen haben sich damals erfolgreich dafür eingesetzt. Jetzt, in 2018, sehen wir jedoch auch mit diesem Begriff unterschiedliche Probleme:

  • Er verniedlicht Menschen (z.B. wie bei „Schreiberling“ oder „Schönling“).
  • Er ist eine Substantivierung des Verbes „fliehen“, er reduziert Menschen also auf eine Handlung, die sie vollziehen oder vollzogen haben.
  • Er lässt sich nicht gendern.

Wegen dieser Probleme versuchen wir, den Begriff „Flüchtling“ zu vermeiden und schreiben z.B. „geflüchtete Menschen“. Statt „Das Bild zeigt einen Flüchtling“ sagen wir „Das Bild zeigt eine Frau, die geflohen ist.“

Die Begriffe „Flüchtlingskrise“, „Flüchtlingsstrom“ oder „Flüchtlingswelle“ verwenden wir ebenfalls nicht. Wir möchten hier in einem Land, in dem die Menschen in Frieden und Wohlstand leben können, nicht von einer „Krise“ sprechen, wenn Menschen vor Not, Hunger, Krieg und Elend in anderen Ländern fliehen und hier bei uns Schutz suchen.

Die Begriffe „Strom“ und „Welle“ lehnen wir ebenfalls ab, weil sie an Naturkatastrophen erinnern. Der Grund dafür, dass Menschen fliehen, lässt sich aber meistens nicht in der Natur finden. Er ist zumeist von anderen Menschen gemacht.

Gendergerechte Sprache
Wir schreiben entweder neutral, oder wir sprechen Männer und Frauen an. Wir benutzen auch das Gender-Sternchen, z.B. bei „Fotograf*in“. Damit zeigen wir, dass wir alle meinen, die fotografieren oder Fotograf*innen von Beruf sind.

Unsere Bitte an euch
Wenn ihr bei eye_land mitmacht, schickt ihr uns nicht nur Bilder, sondern auch Texte, die die Bilder beschreiben. Das ist wichtig, und wir sind sehr dankbar dafür. Unsere Bitte: Denkt bei euren Texten genauso sorgfältig über die Bedeutung der Worte nach – so, wie ihr über die Qualität und Aussage eurer Bilder nachgedacht habt.

Wenn wir Fragen zu euren Texten haben, melden wir uns. In der Regel werden wir lange Texte kürzen müssen, aber wir versichern, dass die Aussage erhalten bleibt.